Zuletzt wurde Sascha Zeuge des Verkaufes des «Goldenen Kopfs» an Hans Ulrich Rüdlinger und erfuhr von dessen tragischem Schicksal. Nun wartet er gespannt darauf, seinen Lieblingsdichter, Johann Wolfgang von Goethe zu treffen.
Etwas erschöpft von den ganzen Zeitreisen musste Sascha sich erst ein wenig sammeln. Der Goldene Kopf stand ein Stück weit vor ihm und hielt angespannt Ausschau. «Wonach suchst du?», fragte Sascha, nachdem das Schwindelgefühl abgeklungen und die weichen Knie wieder fester waren. «Nach deinem Lieblingsschriftsteller. Heute, am 19. September 1797 ist der Tag, an dem Goethe zum dritten Mal die Schweiz besuchte». Auf Saschas Gesicht breitete sich ein Strahlen aus. «Du hast keine Witze gemacht? Wir befinden uns wirklich im selben Jahr und am gleichen Ort wie Johann Wolfgang von Goethe?». Er konnte sein Glück kaum fassen. Der Goldene Kopf musterte ihn amüsiert: «Ja richtig, mein junger Freund. Weisst du denn etwas über Goethes Reisen in die Schweiz?» «Na klar!», antwortete Sascha eifrig. «Goethe reiste insgesamt drei Mal in die Schweiz, 1775, 1779 und schliesslich 1797. Das ist nicht gerade wenig, wenn man berücksichtigt, welche Strapazen das Reisen damals mit sich brachte.» «Da hast du vollkommen Recht», stimmte der Goldene Kopf ihm anerkennend zu.
«Damals war der Goldene Kopf übrigens im Besitz des Bäckersohns Hans Sulzer, der den Gasthof von seinem verstorbenen Vater übernommen hat. Heinrich Sulzer, der Vater, hat den Goldenen Kopf 1765 für eine stolze Summe von 13’500 Gulden von der Frau des verstorbenen Rüdlingers abgekauft. Unter der 28-jährigen Leitung von Heinrich Sulzer waren dem Gasthof einige glückliche Jahre vergönnt. Es nächtigten in dieser Zeit nicht nur Handelsreisende und Pilger im Goldenen Kopf sondern auch Freizeitreisende. Das Phänomen des Reisens zum Vergnügen und nicht nur als Mittel zum Zweck gab es vorher nicht. Leider konnte Hans Sulzer nach dem Tod seines Vaters keine so ausgezeichnete Bilanz ziehen. Die Geschehnisse des Krieges hatten seinen Geschäften schwer zu schaffen gemacht» – der Goldene Kopf hielt inne. «Da schau!», Er deutete in Richtung der Strasse, wo sich die Gestalt eines grossen Reiters aus dem grellen Gegenlicht schälte. Saschas Kopf fuhr herum. Stumm und beinahe ehrfürchtig beobachteten die beiden, wie der Reiter langsam auf sie zu kam. Sein Blick schweifte aufmerksam über die Gebäude zu seinen Seiten und blieb dann am Schild des Gasthofs hängen. Als müsste er sich kurz seines Hungers versichern, hielt er sich die Hand auf den Bauch, nickte und stieg ab. Er grüsste Sascha und den Kopf höflich und trat durch die Tür. Sascha brachte vor lauter Staunen kein Wort raus, stürzte aber sogleich zur Scheibe und spitzelte in die Gaststube. Drinnen sass er, nur zwei Tische vom Fenster entfernt und schien etwas zu schreiben. Nach einer Weile löste er seinen Blick vom Fenster und flüsterte: «Wahnsinn. Ich habe soeben Johann Wolfgang von Goethe gesehen.»
Ende des sechsten Teils. Was wird wohl als Nächstes passieren? Das erfahren Sie im siebten Teil von «Saschas Abenteuer». Bleiben Sie gespannt!